Die hohen Gaspreise machen den mittelständischen Ziegelherstellern schwer zu schaffen. Wie eine klimaneutrale Produktion ohne den Einsatz fossiler Energieträger in der Zukunft aussehen könnte, darüber hat sich der Freie Wähler-Landtagsabgeordnete Benno Zierer gemeinsam mit seinem Kollegen Hans Friedl, dem baupolitischen Sprecher der FW-Fraktion, bei der Ziegelei Wöhrl in Berghaselbach informiert. Auch das Thema Produktneutralität bei Baustoffen stand beim Gespräch mit Geschäftsführer Thomas Wöhrl und Produktmanager Michael Maier auf der Agenda.
Der Gaspreis hat sich seit Beginn der Ukraine-Krise rund verzehnfacht. Das hat dazu geführt, dass die Firma Wöhrl den Brennofen teilweise wieder auf den Betrieb mit Öl umgestellt hat. Mittelfristig will man weg von den fossilen Energieträgern. „In 15 bis 20 Jahren müssen und können wir CO2-neutral produzieren“, erklärte Thomas Wöhrl. „Wasserstoff könnte der Schlüssel dazu sein, aber es braucht viele Bausteine.“ In einer Ziegelei im Landkreis Dachau läuft ein Pilotprojekt an, bei dem mit Hilfe von Klärschlamm als Energieträger und Elektrolyse Wasserstoff erzeugt wird, der dann als Brennstoff dient. Die Herstellung von Ziegeln ist energieintensiv. Dennoch ist es der Ziegelindustrie gelungen, den CO2-Ausstoß seit 1990 um 40 Prozent zu senken. Im Werk in Berghaselbach wird Photovoltaik genutzt. Mit der Abwärme des Ofens werden die Ziegel getrocknet. Lehm, der wichtigste Rohstoff, kommt aus einer Grube nebenan und auch die Transportwege der fertigen Produkte sind kurz. „Unsere Ziegel werden selten weiter als 50 Kilometer gefahren“, erläuterte Wöhrl den Abgeordneten. Fazit: Ziegel ist ein regionales Produkt mit guter Klimabilanz. Umso mehr ärgert es die Hersteller, dass der Staat bei eigenen Bauprojekten und Förderprogrammen den Holzbau in den Vordergrund stellt.
Auch die Freien Wähler sehen die Holzbau-Offensive des Freistaats kritisch, wie Benno Zierer betonte: „Die einseitige Förderung ist uns ein Dorn im Auge“, betonte Benno Zierer. „Ich setze mich seit Jahren intensiv für die Produktneutralität bei Baustoffen ein“, berichtete Hans Friedl, der baupolitische Sprecher der FW-Landtagsfraktion. Allerdings forciere der Koalitionspartner den Holzbau massiv. Und das, obwohl die Preise für Bauholz seien während der Corona-Pandemie in die Höhe geschossen seien und häufig kein einheimisches Holz zum Einsatz komme, sondern minderwertiges Material aus Osteuropa. Zierer und Friedl versicherten, an dem Thema dran zu bleiben. Man wolle den Holzbau nicht schlechtmachen – es gehe lediglich um eine Gleichberechtigung mit anderen Baustoffen.