10 Mitarbeiter teilen sich einen Schreibtisch und müssen sich auf dem Flur umziehen. In manchen Räumen stapeln sich die Terrarien bis unter die Decke, die Pfleger müssen auf zwei Meter hohe Leitern klettern, wenn sie Schlangen, Leguane oder Vogelspinnen versorgen wollen. Die Verhältnisse in der Reptilienauffangstation in der Münchener Kaulbachstraße sind mehr als beengt, das Team von Stationsleiter Dr. Markus Baur arbeitet unter schwierigsten Bedingungen. Für den Freie Wähler-Landtagsabgeordneten Benno Zierer steht deshalb fest: „Es gibt keine Alternative zu einem Neubau – und bei der Finanzierung steht der Freistaat in der Pflicht.“
Die Zustände in der Kaulbachstraße, wo die Station Räume der Universität nutzt, sind für Zierer nicht mehr tragbar. Zumal dort ständig neue Tiere untergebracht werden müssen. So wie „Hannibal“, die 20 Kilo schwere Riesenschildkröte, die von Bundespolizisten aus dem Gleisbett der S-Bahn-Strecke bei Dachau gerettet wurde. Oder die sechs Meter lange Netzphyton, die der Besitzer abgegeben hat, weil er sie nicht mehr richtig versorgen konnte. Schließlich braucht es sechs Personen, um die riesige Würgeschlange tragen zu können. Kürzlich stand ein Karton mit 20 Kornnattern vor der Türe der Auffangstation – abgestellt wahrscheinlich von einem Züchter, der für die Schlangen keine Käufer gefunden hatte. Oft landen auch Tiere in der Kaulbachstraße, die von Behörden beschlagnahmt wurden, weil die Besitzer gegen Tier- oder Artenschutzrecht verstoßen haben.
Die Neubau-Pläne der Reptilienstation beschäftigen Benno Zierer, den umweltpolitischen Sprecher der Freien Wähler, seit Anfang des Jahres 2015. Damals hatten sich Vertreter des Trägervereins an die Landtagsfraktion gewandt und um Hilfe bei der Suche nach einem geeigneten Grundstück gebeten. Bei einem Treffen im Maximilianeum machte Zierer den Vorschlag, dass sich der Förderverein mit dem Tierschutzverein Freising zusammentun soll. Der plant auf einem Grundstück in Neufahrn, direkt an der B11, den Bau eines Tierheims. Um den wurde im Landkreis Freising lange gerungen, weil sich nicht alle Gemeinden an den Betriebskosten beteiligen wollen – mittlerweile steht aber die Finanzierung. Zierers Idee: Beide Vereine können durch eine Zusammenarbeit Geld sparen, vor allem bei den Erschließungskosten. Die Rechnung ging auf, die Vereine wurden sich einig, die Gemeinde ist bereit, für die Reptilienstation ein Grundstück zu günstigen Konditionen zu verkaufen. Den Kauf könnte der Förderverein Reptilienstation mithilfe einer Erbschaft selbst finanzieren. Für den Bau braucht es aber finanzielle Unterstützung durch den Freistaat. Und genau da liegt das Problem.
Trotz positiver Signale aus dem Umweltministerium wurde im Nachtragshaushalt 2016 kein Geld für die Erschließung des Grundstücks (rd. 150.000 Euro) vorgesehen. Die „Initialförderung“, die sich der Verein erhofft hatte, kam nicht. Den CSU-Abgeordneten im Haushaltsausschuss waren die geschätzten Gesamt-Baukosten von 25 Millionen Euro zu hoch. Diese Zahl stammt von Bau-Experten aus dem Ministerium. Erst bei den Beratungen des Doppelhaushalts 2017/18, die Mitte des Jahres 2016 beginnen werden, soll das Projekt wieder Thema werden. Doch dann könnte es zu spät sein, denn die Erschließungskosten müssen vorher bezahlt werden. Ansonsten muss der Tierschutzverein Freising das Geld vorstrecken, was den Finanzplan für den Tierheimbau belasten würde. „Die Auffangstation braucht ein positives Signal, dass es mit den Planungen weitergehen kann“, betont Zierer. Deshalb hat er Gespräche mit CSU-Kollegen geführt, dabei wurde ihm zugesichert, dass sich die Mehrheitsfraktion noch einmal mit der Sache beschäftigen will. Auch bei Umweltministerin Scharf will der Freisinger Abgeordnete vorstellig werden.