Sicherheitspersonal am Flughafen: Gesundheit der Mitarbeiter geht vor

Seit Monaten beschäftigen die Krankheitsfälle von Mitarbeitern des Sicherheitspersonals am Flughafen München den Landtag. Beschäftigte klagen immer wieder über Übelkeit, Schwindel, Hautausschläge, Atemnot und viele andere Symptome – und führen das auf die Detektoren zurück, mit denen Passagiere und Handgepäck auf Sprengstoffe geprüft werden. Als einer der ersten Abgeordneten hat sich Benno Zierer (Freie Wähler) in die Angelegenheit eingeschaltet, hat Anfragen zu den umstrittenen Sprengstoffspürgeräten an das Ministerium gerichtet und Anträge eingebracht. Auf seine Initiative hin wird es im Gesundheitsausschuss einen Bericht zu den Raumluftmessungen geben, die im Mai, Juni und Juli am Flughafen durchgeführt wurden.

Laut einem Aushang der Geschäftsführung der Sicherheitsgesellschaft SGM wurden bei den neuesten Tests an den Detektoren nur geringe Konzentrationen an flüchtigen organischen Verbindungen gemessen, auf die keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen zurückgeführt werden könnten. Für den FW-Abgeordneten Zierer steht fest, dass dennoch etwas passieren muss, um die Bedingungen für die Mitarbeiter zu verbessern: „Tatsache ist, dass die Geräte Stoffe absondern, die gesundheitsschädlich sein können“, sagt er. „Tatsache ist auch, dass Beschäftigte darauf reagieren und stark beeinträchtigt sind.“ Deshalb sollten die umstrittenen Geräte zumindest mit einer Abluftvorrichtung betrieben werden und das Raumklima an den Sicherheitsschleusen insgesamt verbessert werden. Die Entscheidung liege beim Innenministerium. „Ich werde weiter darauf dringen, dass es Verbesserungen für die Mitarbeiter gibt“, versichert Zierer. Schließlich seien die Beschäftigten für die Sicherheit von hunderttausenden Fluggästen verantwortlich. „Auf diese verantwortungsvolle Aufgabe müssen sich die Mitarbeiter konzentrieren können und dürfen keine Angst haben, an ihrem Arbeitsplatz krank zu werden“. Der Freistaat habe die Fürsorgepflicht für die Gesundheit der Mitarbeiter. Die SGM ist eine hundertprozentige Tochtergesellschaft des Freistaates Bayern.

Ausschlag am Rücken einer SGM-Mitarbeiterin (Foto: privat)
Ausschlag am Rücken einer SGM-Mitarbeiterin (Foto: privat)

 

Die ersten Krankheitsfälle traten im August 2015 auf, kurz nachdem neue Spurendetektoren am Flughafen in Betrieb genommen wurden. Diese Geräte erfüllen die Vorgaben einer neuen EU-Verordnung: Sie erkennen nicht nur industriell hergestellten sondern auch „selbstgebastelten“ Sprengstoff und können eine höhere Anzahl von Tests durchführen als Vorgängermodelle. Betroffene berichten, dass es an den ersten Tagen sehr heiß und stickig an den Sicherheitsschleusen war – zudem liefen die Geräte im Dauerbetrieb, es wurden sehr viele Tests gemacht. Mitarbeiter klagten über unangenehmen Geruch und in der Folge über Übelkeit, Atembeschwerden, Halsschmerzen. In den Tagen darauf meldeten sich immer mehr Mitarbeiter mit Beschwerden und suchten Ärzte auf. Etwa eine Woche später wurden auffällige Geräte zur Überprüfung an ein Labor der DEKRA geschickt. Das Ergebnis der Überprüfung: sehr hohe Konzentrationen an Formaldehyd und flüchtigen organischen Verbindungen. Alle Geräte dieses Typs werden daraufhin aus dem Betrieb genommen, sogar die Staatsanwaltschaft schaltet sich ein und gibt eigene Untersuchungen in Auftrag. Am Flughafen kommen indes Geräte eines anderen Herstellers zum Einsatz. Allerdings bemerkten Mitarbeiter bei einem dieser Detektoren ein verschmortes Bauteil. Vorsorglich wurden auch die Geräte dieses Typs entfernt.

Insgesamt waren zwischen 24. August und 21. Oktober 99 Mitarbeiter krankgeschrieben, insgesamt ergaben sich 839 Fehltage. Die Zahl der Mitarbeiter, die einen Arzt aufsuchten, liegt bei rund 200.Dennoch wurden die umstrittenen Geräte wieder in Betrieb genommen, weil eine Messung im Auftrag der Staatsanwaltschaft keine Überschreitung von Richtwerten für die gefährlichen Stoffe ergab. Allerdings kritisierten SGM-Beschäftigte diese Messungen, weil sie nicht im Realbetrieb stattgefunden hatten.Es gab weitere Krankheitsfälle, außerdem machen sich bei Betroffenen schon Langzeitfolgen bemerkbar, wie chronische Erschöpfung oder eine Verminderung der Lungenfunktion. Sie kämpfen darum, dass ihre Fälle als Arbeitsunfall anerkannt werden.

Mittlerweile sind die Geräte beider Typen wieder im Einsatz, werden teilweise aber nur für Nachkontrollen eingesetzt. Zudem kommt ein älteres Modell zum Einsatz, das in einem seperaten Raum betrieben werden muss. Zufrieden sind die Mitarbeiter mit diesem Provisorium nicht. „Wir brauchen endlich eine dauerhafte Lösung“, fordert deshalb der FW-Abgeordnete Benno Zierer.

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