Preisverfall, wegbrechende Absatzmärkte durch Corona-Krise und Afrikanische Schweinepest, Engpässe in den Schlachthöfen – für die Schweinehalter kommt es momentan knüppeldick. Die „Schweinekrise“ beschäftigt auch den Landtag. Deshalb hat sich der Freie Wähler-Abgeordnete Benno Zierer vor Ort bei Landwirten im Landkreis Erding über die Lage informiert. Er besuchte die Höfe von Bernhard Hartl in Hönning sowie von Anton und Helene Angermaier in Itzling.
Im Landkreis Erding gibt es rund 150 schweinehaltende Betriebe, in deren Ställen nach Zahlen des Landwirtschaftsamtes rund 53000 Schweine stehen. Züchter und Mäster haben derzeit mit vielfältigen Problemen zu kämpfen. Seit in Brandenburg Fälle der Afrikanischen Schweinepest (ASP) bei Wildschweinen aufgetreten sind, darf Fleisch aus Deutschland nicht mehr in Nicht-EU-Staaten exportiert werden. Im Corona-Lockdown fällt die Gastronomie als Abnehmer weitgehend aus. Die Pandemie sorgt auch für geringere Kapazitäten in den Schlachthöfen weil strengere Hygieneauflagen eingehalten werden müssen und weniger Personal zur Verfügung steht. Die zeitweilige Schließung des Schlachthofes Vilshofen hat die Situation in Bayern verschärft. Zwischen 80.000 und 100.000 Tiere konnten nicht zeitgerecht verarbeitet werden. „Wenn Schweine über ein Schlachtgewicht von 120 Kilo hinaus gemästet werden müssen, führt das zu enormen Abzügen beim Schlachtpreis“, erklärt Landwirt Bernhard Hartl.
Züchter wie Alexander Obermeier aus Esterndorf sind ebenfalls betroffen, weil die Ferkel nicht in die Mastställe nachrücken können. „Der Rückstau muss so schnell wie möglich abgebaut werden“, sagt er. Anton Angermaier aus Itzling hofft, dass die Gastro-Betriebe im Januar öffnen können und die Nachfrage nach Schweinefleisch wieder steigt. „Mit Beginn des zweiten Lockdowns haben die Großhändler 60 bis 70 Prozent weniger abgenommen“, berichtet er. Innerhalb kürzester Zeit gab es einen rapiden Preisverfall.
„In dieser schwierigen Situation brauchen die Schweinehalter Unterstützung“, erklärt der Landtagsabgeordnete Benno Zierer, der selbst Landwirt ist. Zunächst gelte es, Kapazitäten an Schlachthöfen zu erhöhen. Der FW-Betreuungsabgeordnete für den Kreis Erding hat sich bei den zuständigen Ministerien dafür eingesetzt, dass Anträge auf Ausweitung der Betriebszeiten, zum Beispiel für Schlachtungen an Sonntagen, schnell genehmigt werden können. Auch eine Allgemeinverfügung wäre möglich. „Das ist sicher keine Lösung auf Dauer, kann aber kurzfristig Entlastung bringen“, erklärt Benno Zierer.
Seine Fraktion hat außerdem gemeinsam mit dem Koalitionspartner CSU einen Dringlichkeitsantrag eingebracht. Der Freistaat soll sich auf Bundesebene dafür einsetzen, dass die Fördersätze für Tierwohlinvestitionen in der Sauenhaltung erhöht werden. „Eine bundesweite Hilfe, etwa in Form eines Liquiditätsprogrammes, könnte die größten Härten abmildern“, sagt Zierer.
Die Afrikanische Schweinepest hat Bayern noch nicht erreicht. Dennoch werden bereits Maßnahmen gegen die Ausbreitung der Seuche getroffen. An den Autobahnen wurden 500 Kilometer Schutzzäune aufgebaut, um den Wildwechsel einzudämmen. Auch die Abschussprämie für Wildschweine wurde erhöht.