Eh da-Flächen gegen den Artenschwund

Eine Böschung, ein Feldrain, eine Verkehrsinsel oder ein Grünstreifen zwischen Straße und Radweg – überall gibt es solche Flächen. Und nur weil sie grün sind, bedeutet das nicht, dass sie auch geeignete Lebensräume für Insekten oder andere Tiere darstellen. „Dabei bergen diese Flächen beträchtliches ökologisches Potential“, sagt Benno Zierer, der umweltpolitische Sprecher der Freien Wähler im Landtag. Dieses Potential zu aktivieren ist das Ziel des Eh da-Konzeptes, das Wissenschaftler um den Biologen Professor Christoph Künast entwickelt haben. Eh da-Flächen heißen diese Flurstücke, weil sie „eh da“ sind, also ohnehin vorhanden und weder wirtschaftlich noch naturschutzfachlich genutzt werden.

 

Eh da-Flächen sind überall - und lassen sich mit wenig Aufwand zu wertvollen Lebensräumen umgestalten.
Eh da-Flächen sind überall – und lassen sich mit vergleichsweise geringem Aufwand zu wertvollen Lebensräumen umgestalten.

 

In Rheinland-Pfalz laufen Projekte in zahlreichen Kommunen, die solche ohnehin vorhandenen Flächen ökologisch aufwerten, gemeinsam mit privaten Grundstücksbesitzern und Landwirten. Dort ist das Konzept auch Bestandteil der Landes-Biodiversitätsstrategie. Der Freisinger Landtagsabgeordnete Zierer setzt sich dafür ein, dass es auch in Bayern Verbreitung findet und sich mehr Kommunen für diese Projekte interessieren. Dazu soll die bayerische Staatsregierung einen Beitrag leisten, fordert Zierer in einem Dringlichkeitsantrag im Landtag.

 

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Um den Städten und Gemeinden einen Anhaltspunkt zu liefern, wie viele geeignete Alltagsflächen es gibt, soll die Staatsregierung eine orientierende Erhebung in verschiedenen Modellkommunen in Auftrag geben. Experten beziffern das Potential deutschlandweit auf über vier Prozent der Agrar- und Siedlungsfläche. „Auf diesen Flächen lasst sich etwas für den Erhalt der biologischen Vielfalt tun, ohne dass dafür landwirtschaftlich genutzter Boden in Anspruch genommen werden müsste“, argumentiert Zierer. Denn der werde durch Flächenverbrauch und damit verbundene Ausgleichsmaßnahmen ohnehin immer knapper. Bislang zeigt das bayerische Umweltministerium jedoch wenig Interesse an diesem Ansatz. Man werde sich nicht daran beteiligen, das Eh da-Konzept zu verbreiten, teilte das Haus von Ministerin Scharf (CSU) auf eine Anfrage Zierers mit. Und eine Potentialanalyse sei wegen des „immensen Aufwandes“ nicht machbar. „Das stimmt nicht“, hält Zierer dagegen. Die Analyse erfolge anhand einer automatisierten Auswertung amtlicher Geodaten.

 

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Bei den laufenden Projekten hat das Expertenteam um Professor Künast Wildbienen als Schutzziel gewählt und die Gemeinden dabei beraten, Flächen so umzugestalten, dass Wildbienen dort Nahrung und Brutmöglichkeiten finden. Das ist oft mit relativ einfachen Mitteln möglich. In Bayern kommen rund 520 Wildbienenarten vor, viele davon sind bedroht. Das betrifft vor allem Arten, die auf bestimmte Trachtpflanzen und Brutbiotope spezialisiert sind. Sie benötigen entsprechende Kleinstrukturen, die in der Agrarlandschaft immer seltener werden. Das können Lesesteinhaufen sein, Hecken mit Totholzanteil, sonnige Rohbodenflächen oder Blühstreifen. Allerdings muss das Eh da-Konzept nicht auf Wildbienen beschränkt bleiben. Denkbar sind andere Zielarten, zum Beispiel Schmetterlinge oder die Kombination mehrerer Schutzziele. Und noch einen positiven Effekt hat die Aufwertung von Eh da-Flächen. Diese liegen oft entlang von Straßen und Wegen und sind langgezogen. Dadurch bietet sich die Möglichkeit, bestehende Biotope und Schutzgebiete zu vernetzen und einen Austausch und die Wanderung von Tieren zu gewährleisten.

 

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